Teilen, Nehmen, Weiden - Carl Schmitts politische Ökonomien

Carl Schmitt, angeblich der Occasionalist und Opportunist par excellence, sprunghaft, unsystematisch, inkohärent, widersprüchlich - immer nur auf die nächste Intervention und Polemik aus - entwickelt in einem Zeitraum von vier Dekaden ein intellektuelles Programm von eindrücklicher innerer Folgerichtigkeit. Die sich aus dieser übergreifenden Denkbewegung ergebende Diagnose der Moderne ist bis heute wirkmächtig und brisant, weil sie das (positive) Recht und die (demokratische) Politik und die (kapitalistische) Wirtschaft zusammen denkt. Diese grosse intellektuelle Synthese in der Analyse der Moderne vermag noch immer oder sogar mehr denn je zu faszinieren, auch wenn Schmitts Antisemitismus und seine Kollaboration mit den Nationalsozialisten einen langen Schatten auf sein Werk werfen. 

Philip Manow zeichnet diese in sich ganz schlüssige Bewegung von den frühen rechtstheoretischen und -philosophischen Schriften der 191oer Jahre, über die Beitrage zu einer Theorie der Politik bzw. des Politischen in den 192oer Jahren, bis hin zum in den spaten 193oer bis 195oer Jahren verfassten Spätwerk, das sich hauptsächlich Fragen der internationalen Wirtschaft und des internationalen Rechts widmet, in drei längeren Kapiteln nach. Recht, Politik und Wirtschaft - teilen, nehmen, weiden - verweisen dabei immer zurück auf die Grundtatsache der Moderne: auf die Säkularisation, also auf die >gottunfähig< gewordene Gegenwartsgesellschaft.